Hand aufs Herz: Wie oft hast du schon frustriert auf den Bildschirm gestarrt, weil ChatGPT & Co. nur generische Standard-Posts statt der erhofften zündenden Idee für deine nächste Social-Media-Kampagne geliefert haben?
Das Problem ist weit verbreitet. Denn obwohl KI-Tools in Social-Media-Teams längst unverzichtbar sind, kosten ineffektive Prompts oft wertvolle Zeit. Dabei kann gerade im schnelllebigen Social-Media-Alltag der richtige Prompt den entscheidenden Unterschied zwischen Mittelmaß und herausragendem Content bringen.
Die gute Nachricht: Die häufigsten Fehler lassen sich mit den richtigen Techniken leicht vermeiden. Hier kommen die Top 5 – und wie du sie ab sofort umgehst.
Fehler 1 beim Social-Media-Marketing: Der „Alles-auf-einmal“-Fehler
Das Problem: Wer zu viel auf einmal fragt, erhält nur oberflächliche Antworten. Das Ergebnis ist austauschbarer Content, der auf keiner Plattform wirklich abhebt. „Erstelle Content für Instagram, analysiere die Zielgruppe und plane die nächsten Posts“ – das bringt dich nicht weit.
Die Lösung: Dein Mantra lautet ab sofort: Ein klares Ziel pro Prompt. Berücksichtige dabei die spezifischen Anforderungen jeder Social-Media-Plattform.
So kann das für einzelne Plattformen aussehen:
Instagram: „Entwickle drei Caption-Varianten für unseren nächsten Instagram-Post zum Thema [X]. Zielgruppe: [Y]. Jede Caption sollte maximal 125 Wörter haben und mit einem Engagement-Hook enden.“
Linkedin: „Erstelle drei Headlines für einen Thought-Leadership-Artikel zum Thema [X], der unsere Expertise in [Y] betont. Jede Headline: 60-100 Zeichen, adressiert einen beruflichen Pain Point.“
Tiktok: „Entwickle ein 15-Sekunden-Script mit Trend-Hook für Produkt [X], das in den ersten 3 Sekunden Aufmerksamkeit erregt. Zielgruppe: [Y].“
Doch selbst die präziseste Einzelanweisung scheitert, wenn der KI eine entscheidende Zutat fehlt: der richtige Kontext.
Fehler 2: Die Kontext-Lücke im Prompt
Das Problem: Ohne wichtige Hintergrundinformationen zur Marke, Zielgruppe oder Plattform agiert die KI im Blindflug. Das Ergebnis sind Inhalte, die weder plattformgerecht noch relevant für die Zielgruppe sind.
Die Lösung: Nutze erweiterte, Social-Media-spezifische Templates für konsistenten Kontext – so wie das hier:
- Marke/Produkt
- Zielgruppe
- Tonalität
- Kampagnenziel
- Plattform
- Format (zum Beispiel Reel, Story, Post, Carousel)
- Plattformspezifische KPIs (z.B. Reichweite, Engagement)
- Call-to-Action
Ist der Kontext klar, entscheidet noch ein Faktor über die Qualität des Outputs: das richtige Maß an Kreativität.
Fehler 3: Den Kreativitäts-Regler ignorieren
Das Problem: Du erhältst zu kreative oder zu konservative Ergebnisse, weil die KI nicht weiß, welches Maß an Originalität zu welcher Social-Media-Plattform und deinen Content-Anforderungen passt.
Die Lösung: Formuliere das gewünschte Maß an Kreativität direkt im Prompt mit. Die KI reagiert stark auf Adjektive und Anweisungen, die den Stil vorgeben. Für weniger Kreativität helfen Anweisungen wie: „sachlich“, „professionell“, „faktenbasiert“, „präzise“, „formell“. Mehr Kreativität und Originalität liefern Adjektive wie: „spielerisch“, „humorvoll“, „überraschend“, „unkonventionell“ oder „bildhaft“.
Falls du damit arbeitest: APIs und Tools wie ChatGPT Playground, Google AI Studio, Jasper AI oder Notion AI haben tatsächlich einen Regler, über den du die Kreativitäts-„Temperatur“ auf einer vorgegebenen Skala stufenlos einstellen kannst.
Neben Inhalt und Kreativität ist für den Erfolg auf Social Media aber auch die richtige Form unverzichtbar.
Fehler 4: Der Format-Vermeider
Das Problem: Die KI liefert Textwüsten statt plattformgerechter, strukturierter Social-Media-Inhalte. Jede Plattform hat eigene Format-Anforderungen, die du genau definieren solltest.
Die Lösung: Mach der KI exakte Vorgaben für das gewünschte Ausgabeformat – je spezifischer, desto besser. Für einen Instagram-Post könnte das zum Beispiel so aussehen: „Caption (max. 220 Zeichen), 1 Call-to-Action, 1 Emoji pro Satz, Frage zur Community-Einbindung.“ Oder für ein Tiktok-Skript: „Aufmerksamkeitsstarker Hook (5 Sek.), Hauptbotschaft (10-15 Sek.), überraschender Twist/Wissens-Nugget, Call-to-Action, Musikvorschlag.“
Hast du jetzt den perfekt passenden, vorformatierten Output erhalten? Dann fehlt nur noch ein letzter Schritt.
Fehler 5: Blindes KI-Vertrauen
Das Problem: Die KI ist ein Co-Pilot, kein Autopilot. Wer ihre Vorschläge ungeprüft übernimmt, riskiert Faktenfehler, einen unpassenden Markenton und verpasst die Chance, dem Content die entscheidende Dosis Menschlichkeit zu geben.
Die Lösung: Etabliere einen festen Redaktionsprozess für alle KI-Inhalte, bei dem der Mensch die Kontrolle behält. Mit einem einfachen Template kannst du die KI zunächst den eigenen Output bewerten lassen:
„Bewerte den folgenden Social-Media-Post für [Plattform] nach diesen Kriterien auf einer Skala von 1-10 und gib anschließend konkrete Verbesserungsvorschläge:
- Markenkonsistenz
- Plattformeignung
- Engagement-Potenzial
- Call-to-Action-Effektivität“
Profi-Tipp: Custom Instructions
Richte dir individuelle Anweisungen ein, die bei jedem Prompt automatisch berücksichtigt werden. Dazu gehören u.a. die Rolle (z.B. Social Media Manager), der Tone of Voice, Stilvorgaben, No-Gos und wichtige Keywords. So kannst du deine Prompts kürzer halten und erhältst trotzdem konsistente, maßgeschneiderte Ergebnisse.
Ausblick: Prompting wird einfacher, bleibt aber wichtig
Die Entwicklung geht rasant voran, Plattformen wie Meta, Tiktok und Linkedin bauen KI-Tools für Bildbearbeitung, Skriptgenerierung oder Kampagnenoptimierung direkt in ihre Werkzeuge ein. Trotzdem bleibt die Fähigkeit, effektive Prompts zu formulieren, eine Kernkompetenz für Marketing-Profis – besonders im schnelllebigen Social-Media-Bereich, wo der richtige Content zum richtigen Zeitpunkt entscheidend ist.
Tom Noeding, der Autor dieses Gastbeitrags, ist Senior Social Media Consultant bei Social DNA in Frankfurt am Main.